Ein Grundprinzip, das einen großen Beitrag zu gelingender Erziehung und Entwicklung von Kindern leistet, ist
das der sicheren Bindung. Dabei geht es vorallem um die Vermittlung des Gefühls, immer für seine Kinder da
zu sein und so ihr Urvertrauen zu fördern. Sichere Bindung gilt als
Voraussetzung für die Entwicklung kindlicher Eigenständigkeit und
Zuversicht. Damit Kinder sich gut entwickeln können, brauchen sie
einen Zufluchtsort, einen sicheren elterlichen Hafen. Der sollte so
angelegt sein, dass er den Booten Schutz bietet, sie aber auch
hinausfahren und eigene Erfahrungen machen lässt.
Die Leitsätze des Hafens lauten: Ich bin immer für dich da. Du kannst
immer zu mir zurückkommen, um aufzutanken, um dich zu erholen
und trösten zu lassen. Der Hafen symbolisiert die offenen Arme der
Eltern und ihre bedingungslose Präsenz, auch wenn sich die Intensität der Wachsamkeit im Laufe des Lebens
verändert. Wenn das Kind anfängt zu krabbeln, sich irgendwo stößt und zu weinen beginnt, findet es Trost in
den Armen der Eltern. Wenn es den Kindergarten besucht und am Ende eines langen Tages erschöpft ist, sind
ihm seine Eltern ein Hort der Ruhe und Erholung. Wenn sich Jugendliche auf auf das weite Meer eigener
Erfahrungen begeben, können sie sich schon beim Hinausfahren sicher sein, wieder in den heimatlichen Hafen
zurückkehren zu können. Diese Gewissheit tragen sie wie eine Kompassnadel in sich. Sie leitet sie und weist
ihnen stets die Richtung zum rettenden Festland, auch wenn sie bereits ins Erwachsenenalter eingetreten sind:
Dieses Stück Zuhause überdauert alle Krisen und bietet Zuflucht und Sicherheit.
Neben der Funktion des sicheren Hafens zeichnet sich gelingende und
selbstbewusste Erziehung auch dadurch aus, dass sie Regeln und Struktur
beinhaltet, die das Schiff bei Unruhe auf dem richtigen Kurs hält. Das
Grundprinzip gelingender Erziehung ist es daher auch, den Kindern und
Jugendlichen ein starker Anker zu sein. Dafür ist es vor allem wichtig,
selbst gut verankert sein und von der elterlichen Selbstwirksamkeit
überzeugt zu sein. Ein guter Anker zu sein, beruht auf 4 Elementen, die
erlern- und einübbar sind:
• Struktur
• Sorgsame Beziehung
• Selbstkontrolle und Deeskalation
• Unterstützung
Struktur
Viele Eltern sind heute unsicher, klare Regeln aufzustellen, weil
sie befürchten, die Beziehung zu ihrem Kind zu gefährden und die
gegenseitige Liebe und Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Kinder
brauchen jedoch einen Rahmen, in dem sie ihre Bedürfnisse
befriedigen können. Erhalten sie dabei keine Unterstützung und
Anleitung, entsteht Chaos, welches Kinder und Eltern heillos
überfordert, Angst bei den Kindern und Hilflosigkeit bei den
Eltern erzeugt. Gelingende Erziehung bedeutet daher auch ein
Regelwerk, das den Kindern einen verlässlichen Rahmen gibt und ihre Angst und Überforderung reduziert.
Sorgsame Beziehung
Folgende Einstellungen und Überzeugungen helfen Eltern eine sorgsame Beziehung zu ihren Kindern zu
entwickeln:
- Mein Kind liebt mich und möchte von und mit mir Neues
lernen
- Alles, was mit meinem Kind passiert, ist mir wichtig.
Ich möchte darüber informiert bleiben und Anteil am
Leben meines Kindes nehmen.
- Unsere Gedanken als Eltern und vor allem alle unsere
Handlungen haben einen erheblichen Einfluss auf unser
Kind
- Ich bin hier und ich bleibe da. Ich bleibe auch da, wenn
es unangenehm wird und mein Kind mich
vielleicht wegschicken will, oder wenn Gefahren und
Probleme drohen.
- Auseinandersetzungen können konstruktiv sein, auch
wenn es manchmal schwierig ist.
Selbstkontrolle
Der Versuch das Verhalten von anderen zu kontrollieren v.a. unserer eigenen Kinder endet allermeist im Chaos.
Das Einzige, was wir kontrollieren können, ist unser eigenes Verhalten. Wir können uns entscheiden, ob wir in
ein hilfloses Jammern, Kritisieren oder Ignorieren verfallen oder ob wir auf unsere Kinder mit klaren Ansagen
und Meinungen zu gehen. Wir haben die Möglichkeit, unsere Emotionen und Impulse des Zorns, der Wut und der
Unbeherrschtheit gerade in schwierigen Situationen zu kontrollieren und dadurch stabilisierend auf unser Kind
zu wirken.
Entscheidend bei der Selbstkontrolle ist, die eigene Reaktion zu verzögern, abzuwarten und zu schweigen,
anstatt vorschnell zu handeln. Verzögerung bedeutet nicht, dass wir passiv werden. Ein Kind, das sich
problematisch verhält, können wir in ruhigem und klarem Tonfall sagen: Das akzeptiere ich nicht und ich
möchte von dir wissen, weshalb du dich so verhältst. Lass uns überlegen, was wir beide ändern müssen, damit
sich dieses Verhalten nicht wiederholt. Mit dieser wohlwollenden und gleichzeitig strukturierenden
Aufmerksamkeit auch in problematischen Situationen beweisen wir, dass wir da sind, wie
ein fester Anker am Meeresgrund.
Unterstützung
Kinder und Jugendliche gut zu verankern, gelingt nicht im Alleingang.
Auch die innere Stärke, präsent zu sein und eine sorgsame Beziehung
aufzubauen, entsteht nicht von alleine. Die Kraft, Kindern gute Anker zu
sein, speist sich nicht nur aus dem Herzen des Einzelnen, sondern
vervielfältigt sich durch den Zusammenschluss einer Gruppe. Eltern können
ihr Kind besser verankern und ihm Sicherheit bieten, wenn sie mit anderen
verbunden sind, z.B. mit den Großeltern, Freunden, Geschwistern usw.
Mein Beratungsverständnis